Common Places - Segeln II
Im ersten Segel-Post hatte ich mich gefragt, wann die perfekte Brise wohl käme. Sie kam unerwartet, aber nun "segle" ich richtig happy durch das wunderbare und energiegeladene Berlin.
Ein Teil dieses Glückes sind "reaktivierte" Freunde. So werde ich bald mit Silvia* und Anja* richtig segeln gehen. Wir freuen uns auf eine Woche holländische Nordsee.
Wer kennt nicht das Sprichwort von der großen Herausforderung, bei der man "zusammen in einem Boot" sitzt... Schon im Studium haben mich die psychologischen Vorgänge in einer Kleingruppe begeistert - und mehrere Menschen auf einem Boot sind ja eine Steilvorlage für gruppenpsychologische Betrachtungen.
Die Theorie besagt, dass nach der Zusammenstellung der Gruppe (forming) eine Stufe folgt, in der man sich erstmal ordentlich "zu Koppe geht" (storming), bevor man sich Gruppenregeln gibt (norming) und die Gruppe wirklich anfängt zu funktionieren (performing).
Dazu kommt, dass man sich bei einer Segelgemeinschaft - in der man sich mit mehr oder weniger Fremden zu einer Crew zusammenschließt - gruppenpsychologisch gesehen ziemlich hohen Risiken aussetzt.
Der Segelvorgang als Grupppenaufgabe ist zwar meist kalkulierbar, weil man sich über Wetter und Route vorab verständigt und unter Seglern auch Grundregeln an Bord gelten. Aber diese Bewältigung der Gruppenaufgabe auf der "Sachebene" funktioniert nur, wenn die "Beziehungsebene", also der Zusammenhalt in der Gruppe stimmt.
Doch wer mit wem an Bord aufeinander trifft, ist bei dieser Art des Urlaubs oft dem Zufall überlassen. Wie diese Zufallsgemeinschaft dann angesichts unterschiedlicher Persönlichkeitsstrukturen mit aufkommenden Krisen umgeht, kann auch schlecht vorhergesagt werden. Urlaub als Risiko! Ins Bordgepäck gehören deshalb zumindest für die ersten Tage viel Toleranz und eine hohe Frustrationsschwelle.
Und was soll ich sagen? Nachdem mit Silvia, Anja und mir der erste Teil der Gruppe feststand, gingen die Irritationen bereits an Land los. So hatten wir handfeste kommunikative Schwierigkeiten im Zusammenhang mit unserer gemeinsamen Anreiseplanung. Teilweise hohe Arbeitsbelastungen im Job, verschieden schnelle Kommunikation und unterschiedlich dicke Geduldsfäden und forderten uns das erste Mal als Gruppe.
Im ersten Brass denkt man da schonmal: Das geht ja gut los! Kenne ich die Beiden schon genug, um wirklich eine Gemeinschaft an Bord zu bilden? Und wer wird noch aufs Schiff kommen und meine Toleranz herausfordern? Meine tolle Theorie half mir in diesem Moment übrigens gar nicht über die Gefühle von Zweifel und Unbehagen hinweg.
Dennoch schafften wir es, den Kern des Konflikts zu erkennen, auszuhalten und zu lösen. Die Lösung erfolgte ganz untheoretisch mithilfe von leckerem Käse, einigen Oliven und großen Mengen Weißwein. Nach diesem gemeinsamen Balkonabend war klar - wir drei halten die Woche trotz unterschiedlicher Charaktere sehr gut miteinander aus. Forming, storming und norming - check!
Die Gruppenbildung wird an Bord mit dem Kennenlernen der vier weiteren Mitsegler weitergehen. Die Etappen, die wir drei schon gemeistert haben, müssen laut Theorie dann neu durchlaufen werden, damit aus der Dreiergruppe eine funktionierende Siebener-Crew werden kann.
Wie das in der Praxis gelaufen ist, lest ihr noch - hier auf Majasplaces!
*Die realen Namen wurden mit Rücksicht auf die Protagonistinnen verändert.
Ein Teil dieses Glückes sind "reaktivierte" Freunde. So werde ich bald mit Silvia* und Anja* richtig segeln gehen. Wir freuen uns auf eine Woche holländische Nordsee.
Wer kennt nicht das Sprichwort von der großen Herausforderung, bei der man "zusammen in einem Boot" sitzt... Schon im Studium haben mich die psychologischen Vorgänge in einer Kleingruppe begeistert - und mehrere Menschen auf einem Boot sind ja eine Steilvorlage für gruppenpsychologische Betrachtungen.
Die Theorie besagt, dass nach der Zusammenstellung der Gruppe (forming) eine Stufe folgt, in der man sich erstmal ordentlich "zu Koppe geht" (storming), bevor man sich Gruppenregeln gibt (norming) und die Gruppe wirklich anfängt zu funktionieren (performing).
Dazu kommt, dass man sich bei einer Segelgemeinschaft - in der man sich mit mehr oder weniger Fremden zu einer Crew zusammenschließt - gruppenpsychologisch gesehen ziemlich hohen Risiken aussetzt.
Der Segelvorgang als Grupppenaufgabe ist zwar meist kalkulierbar, weil man sich über Wetter und Route vorab verständigt und unter Seglern auch Grundregeln an Bord gelten. Aber diese Bewältigung der Gruppenaufgabe auf der "Sachebene" funktioniert nur, wenn die "Beziehungsebene", also der Zusammenhalt in der Gruppe stimmt.
Doch wer mit wem an Bord aufeinander trifft, ist bei dieser Art des Urlaubs oft dem Zufall überlassen. Wie diese Zufallsgemeinschaft dann angesichts unterschiedlicher Persönlichkeitsstrukturen mit aufkommenden Krisen umgeht, kann auch schlecht vorhergesagt werden. Urlaub als Risiko! Ins Bordgepäck gehören deshalb zumindest für die ersten Tage viel Toleranz und eine hohe Frustrationsschwelle.
Und was soll ich sagen? Nachdem mit Silvia, Anja und mir der erste Teil der Gruppe feststand, gingen die Irritationen bereits an Land los. So hatten wir handfeste kommunikative Schwierigkeiten im Zusammenhang mit unserer gemeinsamen Anreiseplanung. Teilweise hohe Arbeitsbelastungen im Job, verschieden schnelle Kommunikation und unterschiedlich dicke Geduldsfäden und forderten uns das erste Mal als Gruppe.
Im ersten Brass denkt man da schonmal: Das geht ja gut los! Kenne ich die Beiden schon genug, um wirklich eine Gemeinschaft an Bord zu bilden? Und wer wird noch aufs Schiff kommen und meine Toleranz herausfordern? Meine tolle Theorie half mir in diesem Moment übrigens gar nicht über die Gefühle von Zweifel und Unbehagen hinweg.
Dennoch schafften wir es, den Kern des Konflikts zu erkennen, auszuhalten und zu lösen. Die Lösung erfolgte ganz untheoretisch mithilfe von leckerem Käse, einigen Oliven und großen Mengen Weißwein. Nach diesem gemeinsamen Balkonabend war klar - wir drei halten die Woche trotz unterschiedlicher Charaktere sehr gut miteinander aus. Forming, storming und norming - check!
Die Gruppenbildung wird an Bord mit dem Kennenlernen der vier weiteren Mitsegler weitergehen. Die Etappen, die wir drei schon gemeistert haben, müssen laut Theorie dann neu durchlaufen werden, damit aus der Dreiergruppe eine funktionierende Siebener-Crew werden kann.
Wie das in der Praxis gelaufen ist, lest ihr noch - hier auf Majasplaces!
*Die realen Namen wurden mit Rücksicht auf die Protagonistinnen verändert.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen